Wasserbüffel ziehen in Bottwaraue ein

© König Media Produktion e.K.

V.l.n.r.: Dr. Albert Dürr, Geschäftsführender Gesellschafter der WOLFF & MÜLLER-Unternehmensgruppe; Felix Graf Adelmann, Stellvertr. Vorsitzender des Fördervereins; Landrat Dr. Rainer Haas, Schirmherr; Sen. e.h. Claus-Peter Hutter, Präsident NatureLife; Bürgermeister Ralf Zimmermann, Stadt Großbottwar.

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Modellprojekt verbindet Heimatbewahrung, Naturschutz und Umweltbildung - Weideprojekt mit Einweihung des Büffelunterstandes gestartet


Ludwigsburg/Großbottwar
. „Über Naturbewahrung und Umweltschutz wird viel geredet, aber letztlich zu wenig getan“, so Claus-Peter Hutter, Präsident der Umweltstiftung NatureLife-International beim Start der praktischen Phase des Beweidungsprojekts mit Wasserbüffeln im Bottwartal. Mit dem von vielen Partnern ermöglichten Modellprojekt sollen nach den Worten von C.-P. Hutter auf rd. 12 Hektar Fläche zwischen Großbottwar und Kleinbottwar die Strukturvielfalt erhöht und die Lebensbedingungen für immer seltener werdenden Tiere und Pflanzen verbessert werden.

Das Projekt ergänze ideal die von NatureLife initiierten und u.a. vom Lions Club Bottwartal geförderten Naturrefugien und Projekte wie das Neckarparadies bei Benningen, das Grüne Band Neckar-, Murr- und Bottwartal, das Feuchtgebiet Schäferwiesen bei Kleinbottwar und die Renaturierung des unteren Heuerbachs mit Anlage von Kleingewässerstrukturen in Oberstenfeld. Überregional steht es im Zusammenhang mit den ebenfalls von NatureLife unterstützten Gebieten Zugwiesen bei Ludwigsburg-Poppenweiler und den Naturschutz-gebieten Altneckar und Pleidelsheimer Baggerseen. Den Feuchtgebietsverbund sieht Hutter als eine Kette von ökologischen Bausteinen, die entlang der Täler die Funktion als Lebensachsen der Landschaft wieder aufwerten sollen.

Breite Öko-Allianz

Felix Graf Adelmann, Zweiter Vorsitzender des Vereins für Landschaftspflege und Naturschutz durch Beweidung im Bottwartal e.V., dankte dem Schirmherrn des ehrgeizigen Modellprojekts Landrat Dr. Rainer Haas, sowie den Projektmanagern Gerhard Fahr und Landwirt Andreas Weigle und seinen Söhnen für ihr großes Engagement und die Bereitschaft beharrlich neue Wege zu gehen.
Wie breit das Projekt gesellschaftlich verankert ist, zeigte sich schon an den Gästen unter denen sich neben Bürgermeister Ralf Zimmermann, auch MdL Fabian Gramling, Sponsoren, Projektpartner aus Wissenschaft und Naturschutzpraxis, Handwerker sowie Landwirte und Weingärtner eingefunden hatten. „Das dramatische Artensterben vor der eigenen Haustüre, welches noch von den Auswirkungen des Klimawandels verstärkt wird, erfordert neue Strategien im Landschaftsmanagement und der Naturbewahrung, weil wir mit alten Konzepten nicht mehr vorankommen“, betonte Hutter. Deshalb sei es Ziel, durch die Beweidung mit den dafür bestens angepassten Wasserbüffeln vielfältigere Feuchtstrukturen zu schaffen und gefährdeten Arten wie Libellen, Heuschrecken, verschiedenen Amphibienarten und Vögeln, wie Kiebitz und Bekassine wieder eine Heimat zu geben.
Das Projekt sei von der ersten Idee über den gemeinsam mit dem Comedian Christoph Sonntag umgesetzten Drei-Burgen-Sonntag bis zum jetzigen Start der praktischen Projekt-phase nahezu 10 Jahre lang vorbereitet worden. „Es ist bewundernswert, dass alle bei der Stange geblieben sind“, sagte Felix Graf Adelmann. Eigentlich könne man sich solche langen Planungs- und Umsetzungsprozesse gar nicht mehr leisten.

Handeln statt Schwätzen

Hutter forderte rasches Handeln um dem Artensterben Einhalt gebieten zu können. Untersuchungen, die heute oft gefordert werden, verzögern seiner Ansicht nach die Handlungsspielräume, sodass dann bestens dokumentiert nachgewiesen werden könne, dass es manche Tier- und Pflanzenarten, die man bei zeitnaher Umsetzung noch hätte retten können, einfach gar nicht mehr gibt.
„Mehr denn je brauchen wir angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und des Artensterbens das breite gesellschaftliche Engagement, da Naturbewahrung eine Sache der gesamten Bevölkerung ist, die durch erlebnisreiche Landschaften davon auch täglich profitiert. Und so ist Naturschutz nicht nur eine Sache von Naturschutzbehörden oder Ver-bänden, sondern sollte alle interessieren“, so Landrat Dr. Rainer Haas. Er brachte seine Freude zum Ausdruck, dass es ähnlich wie schon beim Modellprojekt Neckarparadies in Benningen vor über 20 Jahren erneut gelungen sei, eine erstaunlich große Allianz ganz unterschiedlicher Projekthelfer und Förderer zu bilden. „Und so hilft das Projekt Wasserbüffel im Bottwartal nicht nur Biotope zu vernetzen, sondern vernetzt auch viele Teile der Gesell-schaft“, so der Landrat. Für die Sponsoren unterstrich Dr. Albert Dürr, Geschäftsführender Gesellschafter der WOLFF & MÜLLER-Firmengruppe und Vorsitzender der Wolfgang Dürr Stiftung, die Bedeutung gesellschaftlicher Verantwortung der Wirtschaft. Er machte deutlich, dass sowohl für ihn selbst als auch für die anderen Förderer gerade der Beitrag für die Heimat und die Verbindung von Mensch, Kultur und Natur ausschlaggebend für das Engagement sei. Dr. Albert Dürr: „Mit NatureLife konnten wir wertvolle Urwaldbereiche in Südostasien retten. Mit der Unterstützung des Modellprojektes im Bottwartal machen wir auch im Heimatraum das umfassende Nachhaltigkeitsengagement der WOLFF & MÜLLER-Firmengruppe sichtbar.“

Kommen die Störche wieder

Da die Stadt Großbottwar den Storch im Wappen hat und dieser - wie auch in vielen anderen Kommunen des Kreises Ludwigsburg - bis Anfang der 50er Jahre dort eine Heimat hatte, kam natürlich auch die Frage auf, ob das Projekt zur ökologischen Optimierung von Feuchtwiesen und Sumpfbereichen helfe, dass sich wieder Störche ansiedeln werden.

Bürgermeister Ralf Zimmermann, dessen Stadt als Eigentümerin genauso wie das Land Baden-Württemberg die Initiative durch zur Verfügungstellung von Gelände unterstützt meinte dazu: „Als Stadt mit dem Weißstorch im Wappen passt es gut, wenn neue Feucht-gebiete entstehen.“ Fachleute wie Prof. Dr. Claus König ebenso wie Prof. Dr. Theo Müller, welche die Initiative von Anfang an als wissenschaftliche Berater unterstützen, verweisen nach Mitteilung von C.-P. Hutter darauf, dass das rd. 18 Hektar große Gebiet – 12 davon werden als Umtriebsweide für die Büffel genutzt – eine Storchenfamilie alleine noch nicht ernähren könne. Es sei jedoch wichtig, den Storch als Leitart zu nehmen und dafür zu sorgen, dass weitere Gebiete renaturiert und ökologisch aufgewertet werden.

Für die Störche im Bottwartal setzt sich seit langem auch Dieter Fischer aus Winzerhausen ein, der auch die Cleebronner Störche betreut. Er hat schon vor einigen Jahren damit begonnen, auf dem Rathausdach und anderen Gebäuden der Umgebung Storchennester zu installieren und die Dächer zu kalken um wilde, durchziehende Störche anzulocken. Und so war es naheliegend auch auf dem Dach des Weideunterstands ein Storchennest anzubringen. Es ist laut NatureLife auch Mahnung vor weiterem Artenverlust. Bald wissen die Kinder nicht mehr, welch reichhaltige Natur die Heimat besessen habe.
Deshalb wird als nächster Baustein für das Projekt ein Natur-, Kultur-Erlebnispfad konzipiert, der dann die verschiedenen Landschaftselemente wie Wald, Weinberg, Wiesen und Wasser miteinander verbindet und im Sinne der Umweltbildung und Naturerziehung multimedial aufgebaut sein wird. Im Mittelpunkt stehen Lebensräume, dessen Tiere und Pflanzen sowie die Landschaftskultur.