So wird das nichts

Politik zwischen Klimakollaps, Heizungshektik und Naturverwüstung

Stuttgart/Ludwigsburg. „Wir brauchen in der Klima- und Naturschutzpolitik schlagkräftige Speedboote statt den trägen, längst überholten Luxusdampfern wie sie die gegenwärtige Politik in ideologischer Erstarrung noch immer mit Unsummen auf Bundesebene, in der EU und in den Bundesländern durch die Welt kreuzen lässt“, so Claus-Peter Hutter, Präsident der in Ludwigsburg bei Stuttgart ansässigen Umweltstiftung NatureLife-International“

Die letzten 40 Jahren hätten gezeigt, dass die Gesellschaft in eine ökonomisch ökologische Sackgasse geführt und Milliarden und wertvollste Zeit verplempert werden, welche für die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels dringend gebraucht werden. „Es ist nicht entscheidend welche dogmatischen oder theoretischen Floskeln in Parteiprogrammen stehen, sondern was sofort schnell im hier und jetzt erreicht wird,“ ergänzte  Hutter. Dabei gelte es die Bevölkerung und die immer weniger werdenden Steuerzahler  mit gesundem Menschenverstand mitzunehmen, statt in diktatorischer Weise umzuerziehen.

Mit dem jetzt im renommierten Ludwig Verlag (Penguinrandomhouse Verlagsgruppe, München) erschienenen Buchreport „So wird das nichts - Politik zwischen Klimakollaps, Heizungshektik und Naturverwüstung“ will Hutter zusammen mit seinem Autorenkollegen Volker Angres - langjähriger Leiter der ZDF Umweltredaktion - „Ökofakes aufzeigen, zum Nachdenken anregen und für konsequente Klimafolgenanpassung werben“. „Über Nacht wird es keinen wirklich wirksamen Klimaschutz geben, egal, wie wir uns auch anstrengen.  D

Deshalb müssen aus unserer Sicht Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel viel stärker auf die politische Agenda gesetzt werden. vor allem in den schon jetzt von Hitze, Dürre und Flut besonders stark betroffenen Ländern,

aber auch bei uns: „Klimanotstand“ ausrufen reicht alleine nicht, machen statt maulen – darum geht es,“ sagte Hutter. Angenommen, Sie haben eine Milliarde für den Klimaschutz,

was würden Sie mit dem Geld machen? Fragen die Autoren. Klar: da ausgeben, wo es am meisten Klimaschutz dafür gibt. Doch in der aktuellen Politik geschehe das häufig nicht. im Gegenteil: das Geld fließe in Maßnahmen, die Umwelt und Klima schaden. Bürokratie, Subventionen, versteckte Kosten und falsche

Ökobilanzen verhindern wirksame Maßnahmen. Währenddessen erleben wir Hitze, Dürre, Waldbrände und Fluten. Doch statt schnell Überlebensstrategien für Mensch und Natur umzusetzen, leisten wir uns teure Ökoromantik. Ob Green Deal der EU, E-Mobilität oder vermeintlich umweltschonende Landwirtschaft: Was uns vorgegaukelt wird, sind vielfach Öko-Fakes, politische Konzepte, die nichts gegen den Klimawandel ausrichten und viel zu wenig für die Umwelt tun.

Ökoblasen entzaubern

Erklärtes Ziel des Autoren-Duos: Populistische Ökoblasen durch Benennung von Fakten entzaubern. So sei es ein „grüner“ Aberglaube, dass der Klimawandel beeinflusst werden könnte, wenn ganz Deutschland Wärmepumpen einbaute. Genauso sehen sie es als reine Propaganda zu behaupten, ein generelles Tempolimit von 130 Kilometer pro Stunde auf Autobahnen schütze uns vor weiterer Erderwärmung. „Es gibt ja schon fast überall ein Tempolimit. Und wo nicht – der Anteil der Raser ist für das Klimageschehen absolut unbedeutend. Da reden wir über globale Dimensionen“, meint Volker Angres. Überhaupt Mobilität: Nachhaltig muss sie sein. Da sind sich die beiden einig. Und das heißt, wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte müssen gut ausbalanciert werden. .Nur lauter neue Fahrradwege seien ein Affront gegenüber Vertretern der älteren Generation, die nicht unbedingt zur Fankurve der Fahrradbegeisterten gehören. Hier fehlen Konzepte wie etwa „call a ride“, also ein kostenloser Mobilitätsdienst auf Abruf, um ältere Menschen am Leben in der City teilhaben zu lassen. Kleinbusse mit E-Antrieb wären hier die erste Wahl, vielleicht in ein paar Jahren dann selbstfahrend.

propos E-Antrieb: Was passiert denn zumeist mit den alten, hier ausgemusterten Verbrennern? Das Buch gibt die Antwort: Sie landen im

Ausland, in Osteuropa und Afrika.  Dort fahren sie munter weiter und das mit schlechteren Spritqualitäten. Mehr Abgase und mehr CO2 entstehen. Hinzu komme der ökologische Rucksack der E-Autos – Stichwort Lithium für die Akkus. Erst nach rund 90.000 Kilometern Fahrleistung – je nach Modell – seien die Autos dann klima- aber nicht umweltneutral, so die Autoren – wenn denn 100 Prozent Ökostrom „getankt“ wird. Macht unter dem Strich: E-Autos tragen zur Klimakrise bei – Stand heute.

Ohnehin sei die Zeit längst weggelaufen, meinen die Autoren. Erschreckenderweise, so im Buch nachzulesen, sind die Auswirkungen des Klimawandels wissenschaftlich seit 1957 bekannt. Systematisch habe die Weltgemeinschaft weggeguckt, trickreich hätten etliche Lobbyorganisationen dafür gesorgt, dass die Klimakrise im Grunde jetzt nicht mehr handhabbar ist. Deshalb plädieren die Autoren auch für massive Investitionen in Klimaanpassungsmaßnahmen, zum Beispiel in afrikanischen Ländern. „Wenn es in der Subsahara zu heiß zum Überleben ist, wird das Flüchtlingsströme ungeahnten Ausmaßes auslösen“, so Hutter. „Das bisschen Migration im Moment ist dagegen zum Warmlaufen,“ ergänzt Angres. Die Häufung von Jahrhunderthochwassern und Überflutungen alle paar Wochen, zunehmende Waldbrände  sowie mörderische Hitze mit Dürreperioden mit viel Leid und Todesopfern müssen als Warnsignale ausreichen endlich gegenzusteuern. „Wir brauchen Aktion statt Akten, Bio statt Bürokratie, Machen statt Schwätzen,“ so Hutter und fordert zugleich mehr Engagement für Entwicklungs- und Schwellenländer.

Es müssten endlich die großen Klimaschutzräder gedreht werden. Eben etwa die globale Stahlindustrie CO2-neutral machen, so lautet ein Credo im Buch. Denn die gesamte Stahlwirtschaft stehe für rund 7% des weltweiten CO2-Ausstosses – so viel wie Indien. Der Haken: Koks als Brennstoff müsste durch Wasserstoff ersetzt werden. Wasserstoff gilt ja gemeinhin als die Wunderwaffe gegen den Klimawandel. Aber: Wasserstoff sei kein Naturprodukt, er muss technisch hergestellt werden. Per Elektrolyse wird Wasser in seine Bestandteile zerlegt – eben Wasserstoff (H“) und Sauerstoff (O). Damit das „grüner“, also CO2-freier Wasserstoff wird, muss das mit 100% Ökostrom geschehen. „Offenbar macht sich keiner in der Berliner Ampel Gedanken, über welche Dimensionen wir da sprechen“, resümierte Volker Angres. „Allein für das Stahlwerk in Bremen bräuchte man 160 Windkraftanlagen“.

Volker Angres und Claus-Peter Hutter hinterfragen die missionarische Entwicklung der Ökoblase kritisch und beleuchten kenntnis-  und faktenreich die wichtigsten Politikfelder wie Energiewende, Landwirtschaft und Bildungspolitik. Mit „So wird das nichts“ wollen die Autoren die Versäumnisse der aktuellen Klima- und Umweltpolitik aufzeigen – und anhand von konkreten Beispielen zeigen, wie langfristig sinnvolle Lösungen aussehen können. Claus-Peter Hutter ist Präsident der Stiftung

„So wird das nichts - Politik zwischen Klimakollaps, Heizungshektik und Naturverwüstung“ . Volker Angres. Claus-Peter Hutter. Ludwig Verlag, München. 335 Seiten. 22,00 €.