Schafe im Weinberg - Neue Wege im Landschaftsmanagement

Aktion Lebendiger Weinberg – Umweltstiftung NatureLife und Edeka Südwest ziehen positive Bilanz: bereits 18 000 Stauden gepflanzt

Stuttgart/Offenburg. „Wenn wir die vielfältigen Weinbaugebiete der Heimat als wichtige Elemente der Kultur- und Urlaubslandschaften erhalten wollen, brauchen wir mehr Förderung und Wertschätzung seitens der Politik und der Verbraucher. Viele Menschen kennen die Zusammenhänge von Landwirtschaft und Landschaft und Kultur, Küche und Keller nicht mehr,“ dies sagte jetzt Claus-Peter Hutter, Präsident der Umweltstiftung NatureLife-International (NLI) beim Saisonauftakt zur Aktion Lebendiger Weinberg in Friesenheim bei Offenburg.

Dabei zogen Edeka Vorstand Klaus Fickert und C.-P. Hutter gemeinsam mit Mitgliedern des 240  Winzer und fünf Anbaugebiete umfassenden Ortenauer Weinkellers (OWK) eine positive Bilanz zu der seit zehn Jahren laufenden Initiative. Allein Edeka Südwest und die OWK pflanzten gemeinsam mit NatureLife bislang rund 18 000 früher häufige, aber in den letzten Jahren selten gewordene Weinbergbegleitpflanzen wie Schwertlilie, Weinraute und Färberkamille. „Mit vielen kleinen ökologischen Bausteinen erhalten Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten wieder Nektar- und Pollentankstellen,“ betonte Hutter der zugleich die Rolle der Winzer bei der Pflege der Kulturlandschaft würdigte. Diese hätten durch Weinbergbegrünung, Verzicht auf Insektizide und zunehmende Sensibilität für die biologische Vielfalt enorme Fortschritte erzielt. Dazu gehörten künftig vielleicht auch Schafe im Weinberg.

Bei einem zur Aktion Lebendiger Weinberg vorgestellten Modellprojekt wird jetzt bei Friesenheim Weinbau mit Weidemanagement verknüpft. „Dadurch, dass die Schafe das Grün zwischen den Rebstöcken und im unteren Bereich das Blattwerk der Reben fressen, können wir den Einsatz von Maschinen sowie das Maß der Handarbeit reduzieren,“ so Winzer Richard Kopf. Weitere Punkte seien etwa die natürliche Düngung durch die Tiere sowie die Förderung der Biodiversität, indem die Schafe mit ihrem Fell und ihren Klauen Pflanzensamen aufnehmen und im Weinberg und später an anderen „Einsatzstellen“ verteilen. Das bestätigt auch Schäfer Patrick Wussler, der im Projekt ein auch für ihn „spannendes Experiment“ sieht.

Entwickelt und erprobt wurde dieser neue Weg des Landschaftsmanagements von der Hochschule Rottenburg und dem Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg . „Indem wir mit diesem Projekt zwei unserer Partner zusammenbringen – nämlich Erzeuger des regionalen Markenfleischprogramms „Baden-Württemberger Lamm“ und Winzern der OWK - wird die Agrarfläche gleich zweimal genutzt und dabei die Biodiversität gefördert,“ freute sich Edeka Vorstand Klaus Fickert.

NatureLife Präsident Claus-Peter Hutter sieht in der Weinbergbeweidung „riesige Potentiale, um die biologische Vielfalt der Weinkulturlandschaft zu erhöhen.“

Er forderte mehr Förderung und Wertschätzung für die heimische Weinwirtschaft seitens der Politik und mehr Bereitschaft der Behörden für neue Wege in der Naturbewahrung. Viele Chancen würden im immer dichter werdenden Paragraphendschungel und durch ein Übermaß an Vorschriften und dadurch unflexibel gewordenen Mitarbeitern der Natur- und Umweltschutzbehörden ersticken.

Gefordert seien aber auch die Verbraucher, gerechte Preise für die heimischen Weine zu bezahlen. Sie sollten wieder lernen, dass von nichts nichts kommt, und in jeder heimischen Flasche Wein viel Arbeit sowie praktische Landschaftspflege stecke, heißt es in einer Pressemeldung von NatureLife.