Neues Image für das Natur- und Kulturerbe Obstwiesen
Rudersberger Streuobstwiesenjahr 2022 als wegweisende Promotiontour für Natur und Heimat gewürdigt
Ludwigsburg/Rudersberg. „Wenn wir unsere Obstwiesen als lebendiges Natur- und Kulturerbe der Heimat erhalten wollen, müssen wir sie aus der Abwärtsspirale zwischen Wohlstandsverwahrlosung und Nostalgieseligkeit herausholen“, sagte Claus-Peter Hutter, Präsident der Umweltstiftung NatureLife-International (NLI) zum Auftakt des Rudersberger Streuobstwiesenjahres 2022. Längst sei bewiesen und vielfach gepriesen, dass die heimischen Obstwiesen nicht nur mit einer hohen Sortenvielfalt an Apfel-, Birnen-, Zwetschgen- und Mirabellenbäumen ausgestattet sind, sondern als grüne Juwelen der Landschaft deshalb eine besondere biologische Vielfalt an Wildpflanzen und Wildtieren aufweisen. „Aber alle Appelle und Hinweise auf den Stellenwert für Landschaftskultur und Ökologie nützen nichts, wenn es nicht gelingt für die fachgerechte Pflege und damit die Erhaltung der Obstwiesen junge Leute zu begeistern. Wir brauchen einen Imagewandel für die Obstwiesen weg von Plage und Mühe und hin zu Spaß und Freude im eigenen, grünen Fitnessstudio, im eigenen Bioladen und auch der eigenen Partyzone“, forderte Hutter.
Er würdigte die Initiative der Gemeinde Rudersberg mit Bürgermeister Raimon Ahrens und dem Koordinator des Rudersberger Streuobstwiesenjahres Rudolf Scharer, Ortsvorsteher von Schlechtbach und Klimamanager der Gemeinde Rudersberg. „Es ist richtungsweisend, welch anspruchsvolles Programm hier für das Streuobstwiesenjahr erarbeitet wurde, das hat Vorbildcharakter für alle Kommunen im Land im Hinblick auf deren grüne Infrastruktur“, so der Stiftungspräsident.
Hutter, der sich auch als Ehrensenator der Universität Hohenheim und Lehrbeauftragter der Universität Stuttgart für einen unverkrampften Umweltdialog einsetzt, forderte eine neue Sicht auf die Obstwiesen und mehr Wertschätzung seitens der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Man dürfe nicht erwarten, dass die Bewirtschafter von Obstwiesen, als die wahren Helden der Landschaft für umgerechnet nicht mal drei Euro pro Stunde aus dem Haus gehen, nur weil es aus Sicht von manchen theoretisch bleibenden Naturschützern positiv gesehen werde. Andererseits sei es auch Tatsache, dass die Leute im Fitnessstudio und für andere sportliche Aktivitäten viel Geld ausgeben, aber keines bekommen. In dieser Diskrepanz liege ein großes Potential, das neue Wege erfordere. Es brauche eine offene Vermittlung, wie es beispielhaft die Gemeinde Rudersberg angehe, dass dem Mähen der Obstwiesen, dem Bäume schneiden, dem Obst ernten, auflesen und verwerten und der Abfuhr des Schnittgutes Fitness, Früchte, frische Luft, Spaß, Freude, familiärer Zusammenhalt und vielfache Naturerlebnisse das ganze Jahr über als Lohn gegenüberstehen.
Obstwiesen – Lebens- und Erlebnisraum mit Multifunktion
NatureLife Präsident Claus-Peter Hutter bezeichnet die Obstwiesen als zweite Erfindung des Paradieses und zeigte mit seinem Beitrag auf, dass Obstwiesen nicht nur Heimat pur, sondern Lebens- und Erlebnisraum mit Multifunktion sind:
‒ Der eigene Bioladen
Ob frische Früchte, Konfitüre, Mus, Chutney, Säfte, Most, Destillate und vieles mehr – von der Obstwiese nur in Bioqualität.
‒ Fitnessclub im Freien
Bewegung zwischen alten und jungen Bäumen fördert die Gesundheit und liefert einen schönen Ausgleich zum Berufsalltag.
‒ Arche Noah der Kulturlandschaft
Blumenbunte Vielfalt trifft auf vielstimmige Vogelkonzerte.
‒ Naturspielplatz für die Hobbygärtner von morgen
Die Natur kennenlernen, die Zusammenhänge im Wechsel der Jahreszeiten verstehen – spielerisch erwerben Kinder und Jugendliche Umweltverständnis und Selbstkompetenz.
Klimaschutzzentrum
Bäume und Sträucher und vor allen auch die Wiese speichern eine Menge CO2, produzieren frische Luft und sind so zugleich grüne Lunge der Landschaft und bedeutende Klimaregulatoren.
‒ Wissenschaftszentrum
Hier lassen sich Natur- und Gartenkultur im Kleinen wie im Großen erforschen.
‒ Der schönste Picknickplatz
Mit Freunden draußen Feste feiern! Wo könnte das schöner sein als auf dem eigenen (oder gepachteten) Obstgrundstück? Fremde Grundstücke sind dafür tabu. Sorgfalt mit offenem Feuer ist angesagt.
‒ Internationaler Landeplatz
Obstwiesen sind Teil eines faszinierenden internationalen Netzwerks großartiger Natur. Über die Zugvögel sind sie mit den Landschaften in Nord- und Osteuropa, Südeuropa und Afrika verbunden.
‒ Praktizierter Boden- und Grundwasserschutz
Erosion wird verhindert, das Grundwasser vor Schadstoffeintrag geschützt: Umweltschutz ganz praktisch.
‒ Generationendialog
Ernten, was Eltern, Großeltern und man selbst gepflanzt hat. Pflanzen, was später Kinder, Enkel und vielleicht auch Urenkel ernten werden.
‒ Landlust pur
Baumblüte im Frühjahr, herrliche Wiesenblumen, die ersten Sommerfrüchte, Apfelernte, buntes Laub im Herbst und mit Schnee oder Raureif überzuckerte Bäume im Winter: Lifestylemagazin und immerwährender Bauernkalender in einem.