Bietigheim-Bissingen/Ludwigsburg/Stuttgart. Das Smartphone wird im Mettertal zwischen Sachsenheim und dem Bietigheim-Bissinger Stadtteil Metterzimmern zum Naturguide. Dort wurde am Mittwoch (29.Juni 2022) ein ganz besonderer Natur- und Kultur-Erlebnisgrundgang mit QR-Codes (QR steht für quick response - schnell abrufbare Information) eröffnet. Auf einer landschaftlich schönen Strecke im Tal, entlang der teilweise von Wald bedeckten historischen Weinberghänge, geben insgesamt 20 Stationen und eine Übersichtstafel Einblicke in die wechselvolle Geschichte sowie die kulturhistorische und ökologische Bedeutung des Mettertals.
„Mit diesem Erlebnisrundgang werden Heimatgeschichte sowie Natur und Landschaft ebenso wie die Herausforderungen des Klimaschutzes und des Verlustes der biologischen Vielfalt auf spannende Weise zugänglich gemacht“, so Oberbürgermeister Jürgen Kessing. Er sprach Initiator Claus-Peter Hutter, Präsident der Umweltstiftung NatureLife, und Verónica Sapena-Mas, Leiterin Förderprojekte bei der Porsche AG, die das Projekt ermöglicht hat, seinen Dank für deren Engagement aus. „Mit modernster Informationstechnologie gehen wir quasi auf uralten Pfaden ganz neue Wege“, sagte Kessing bei der Enthüllung der Übersichtstafel zum Erlebnisrundgang.
Eingebunden ist der Erlebnisweg, welcher Informationen zu hunderten von Tier- und Pflanzenarten sowie deren Lebensräume in Texten, Bildern und teilweise auch Videosequenzen enthält, in das gemeinsame, 2019 gestartete Projekt „Menschen und Mauern - Mauern und Menschen“. Dazu gehören auch die Erhaltung und Erneuerung landschaftsprägender, historischer Weinbergmauern, die Pflege von Trockenrasen, Gehölzen und naturnahen Uferbereichen der Metter sowie Führungen.
„Die Stadt Bietigheim-Bissingen leistet bei der Landschaftspflege seit Jahren Vorbildliches. Elke Grözinger, bei der Stadtgärtnerei für den Fachbereich Landschaftspflege und Naturschutz zuständig, hat mit ihrem Fachwissen und viel Engagement bei der Erstellung des Pfades mitgewirkt“, sagte NatureLife Präsident Claus-Peter Hutter beim Eröffnungsevent. Er führte weiter aus, dass das Mettertal, wo – mit dem von Porsche unterstützten Projekt – durch praktische Aktionen Jung und Alt mit der Notwendigkeit der Landschaftspflege vertraut gemacht werden sollen, ein besonderer Landschaftsteil sei. „Viele Menschen wissen ganz einfach nicht mehr, dass von nichts nichts kommt und sind sich nicht bewusst, dass all die lieblich anmutenden Landschaftselemente wie Terrassenweinberge, blühende Obst- und Talwiesen sowie orchideenreiche Magerrasen über Jahrhunderte hinweg durch mühevolle Nutzung und Pflege ganz vieler fleißigen Hände entstanden sind“, so Hutter. In einer Zeit in der Naherholung und Naturaufenthalte großgeschrieben werden, gelte es deutlich zu machen, dass der besondere Reiz der heimischen Kulturlandschaft ohne Pflege - und oft aufwendiger Handarbeit - schnell durch Verbuschung verloren geht und die jeweils angepasste Tier- und Pflanzenwelt ihren Lebensraum verliert. „Vielleicht sollte die junge Fridays for Future Generation im Sinne von „Saturday for Work“ die Älteren mehr bei der praktischen Arbeit in der Natur unterstützen. Denn Städte und Gemeinden können letztlich nur auf öffentlichen Flächen und Schutzgebieten die Landschaftspflege übernehmen“, regte Hutter an und bezeichnete alle in der Biotopnutzung und -pflege praktisch tätigen Bürgerinnen und Bürger als Helden der Landschaft.
Der neue QR Erlebnisrundgang vermittelt nicht nur Zusammenhänge von Natur und Kultur und deren Pflege einst und jetzt, es gehören auch Downloads zur Bestimmung von Tieren und Pflanzen dazu. Kindergärtner/innen, Lehrer/innen, Eltern, Großeltern und alle, die sich in Vereinen und Verbänden in der Kinder- und Jugendarbeit engagieren, können zur Vorbereitung von Exkursionen und für unterwegs Artenerkennungstafeln mit den typischen Lebensräumen im Mettertal herunterladen. Die Tier- und Pflanzendarstellungen gibt es gleich zweimal: mit und ohne Namen, um das Artenwissen zu testen und zu fördern. „Wir müssen die Wissenserosion in Sachen Natur, Landschaft, Landwirtschaft und Ernährung stoppen bevor es zu spät ist und viele Ältere ihr Kenntnisse nicht mehr weitergeben können“
„Gerade die Verknüpfung von Naturbewahrung, Landschaftserlebnis und Umweltbildung haben uns bei diesem herausragenden Projekt besonders begeistert. Mit der Projektförderung wollen wir einen sichtbaren Beitrag zur Verankerung von Porsche in der Region leisten und unser Selbstverständnis für Umweltschutz und Nachhaltigkeit unterstreichen“, erläuterte Verónica Sapena-Mas von Porsche.