Kommunen brauchen Klimaschutzwälder
NatureLife-Stiftungspräsident C.-P. Hutter: „Wir brauchen in Dorf und Stadt mehr Bäume statt Beton.“
Ludwigsburg. Europa stöhnt vor Hitze. Wälder und Felder verdorren. Weil nationale und internationale Maßnahmen viel zu lange dauern, Natur und Mensch aber jetzt und in den kommenden Sommern leiden, sollen nach Mitteilung der Umweltstiftung NatureLife-International (NLI) Kommunen beginnen, Klimaschutzwälder aufzubauen, innerstädtisches Grün zu schaffen und miteinander durch grüne Bänder in der Feldflur zu vernetzen. „Kommunen haben die Schlüssel zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels zum Großteil selbst in der Hand. Viele verhalten sich jedoch als sei der Klimawandel eine momentane Zeiterscheinung“, sagte Claus-Peter Hutter, Präsident der Umweltstiftung NatureLife-International. Hutter forderte, endlich von der weiteren Versiegelung der Siedlungen Abstand zu nehmen und funktionierende Grünzonen zu schaffen statt Deko-Kübel aufzustellen. Spätestens jetzt nach dem dritten Dürresommer in Folge müsse Bürgermeistern, Stadt- und Gemeinderäten sowie Planern klar werden, dass nur bei Nutzung der natürlichen Kühlwirkung von kleinen und großen Klimaschutzwäldern, die bis in die Siedlungen reichen sollen, ein erträgliches Leben möglich ist, so Hutter. „Es nützt wenig, wenn Kommunen energiesparende Heizungen in öffentlichen Gebäuden einbauen aber die Umgebung immer mehr aufgeheizt wird, da die potentiellen natürlichen Klimaanlagen nicht genutzt werden“, argumentiert der NatureLife Präsident und Autor des Buchreports „Klimakrise – Die Erde rechnet ab“.
Bäume als Atmung der Stadt statt Beton und Asphalt
Obwohl der baldige Hitzekollaps der Städte seit langem absehbar sei, würden noch immer Steuergelder in stupide Pflaster- und Beton-Stadtplätze versenkt. Bäume dürften nicht länger als Architekturdeko oder Teil der Holzproduktion verstanden werden, sondern müssten als grüne Lungen in Land und Stadt gesehen werden, fordert NatureLife. „Es ist schon erstaunlich, dass Organisationen wie etwa der Bund der Steuerzahler auf den einen oder anderen Missstand von Geldverschwendung der öffentlichen Haushalte hinweisen, aber keine grundsätzlichen Überlebensthemen – die Staat, Stadt und Steuerzahler gleichermaßen betreffen – aufgreifen. Mehr denn je müsste Wert auf eine nachhaltige und damit zukunftsfähige staatliche und kommunale Ausgabenpolitik gelegt werden, heißt es in einer Pressemitteilung von NatureLife. Ein natürlicher Umbau der Wälder – vieles davon macht die Natur von alleine, wenn man sie nur lässt – ist viel billiger als die Umstellung auf vermeintliche künftige Holzertragsbaumarten. Die Kriterien der naturnahen Waldwirtschaft seien hinlänglich erforscht und erprobt, aber politisch scheint das immer noch nicht gewollt zu sein. „Wir brauchen eine politische Hinwendung hin zu mehr Waldpragmatismus“, so Hutter. Warum kann nicht die Hälfte der Staats- und Kommunalwälder von jeglicher Bewirtschaftung freigehalten werden? Es würde vollkommen genügen, um Umfeld der Siedlungsräume Spazier- und Wanderwege zu unterhalten und eine maßvolle Bewirtschaftung durchzuführen. Abgelegenere Räume können ganz ohne Bewirtschaftung bleiben. Die Natur wird dann die Anpassung an den Klimawandel selbst vornehmen. Eine solche Strategie bedarf jedoch mutiger Politiker und einsichtiger Forstleute. „Wir müssen – auch als Wähler und Steuerzahler – den wilden Wäldern mehr Chancen geben. Die Natur kann viel richten, wenn man sie nur lässt. Mit welchem Recht fordern wir reichen Europäer, dass die Afrikaner die letzten Urwälder etwa im Kongobecken unberührt lassen? Mit welchem Recht fordern wir von den Menschen in Südamerika, dass sie Urwälder im Amazonasgebiet nicht nutzen, während wir die einstigen Urwälder im Gebiet des heutigen Deutschland schon spätestens seit dem ausgehenden Mittelalter vernichtet haben?“, heißt es beim NLI. Es gäbe keinen Grund, im finanziell trotz vielerlei Problemen gesättigten Mitteleuropa an einer Politik des Waldes als Wirtschaftsfaktor festzuhalten. Wir brauchen – nicht nur für Deutschland – Aktionspläne für regionale Klimaschutzwälder, also für Wälder, die von der Bewirtschaftung ausgenommen werden. „Viel zu viel Zeit wurde verloren – lokales Handeln für Mensch und Natur ist überfällig“, so die Umweltstiftung in ihrer Pressemitteilung.