Ein Modellprojekt, das für den ganzen Neckarlauf vielerlei Impulse brachte

V.l.n.r.: Eberhard Gienger MdB, Prof. Dr. Claus König, BM Klaus Warthon, Fabian Gramling MdL, LR Dr. Rainer Haas, NatureLife-Präsident Claus-Peter Hutter, Harald Entenmann, Dipl.-Ing. Conrad Fink

Fotos © Werner Kuhnle

20 Jahre Naturreservat Neckarparadies


NatureLife-Präsident Claus-Peter Hutter fordert Mut zur mehr Natur

Benningen. Wo heute Eisvögel wie bunt schillernde Pfeile über das Wasser fliegen, im Gesträuch die Nachtigall singt und Teichhühner brüten, gab es am Landesradweg, oberhalb der Schleuse Benningen/Marbach, vor 20 Jahren nur eine überdüngte, artenarme Grasfläche. „Mit dem Naturreservat Neckarparadies entstand dort nicht nur ein ökologischer Baustein für bedrohte Tiere und Pflanzen, sondern es wurde erstmals modellhaft gezeigt, wie mit Entschlossenheit und bürgerlichem Engagement Natur an den seit der Kanalisation in den 50er-Jahren verarmten Neckar zurückgebracht werden kann“, so Landrat Dr. Rainer Haas.

Er hatte vor 20 Jahren die Schirmherrschaft zum Projekt übernommen und war jetzt auf Einladung von NatureLife-Präsident und Initiator des Projekts Claus-Peter Hutter zusammen mit Sponsoren und Projektpartnern zum Neckarparadies gekommen. Haas betonte, dass mit dem Modellprojekt vielfache Initiativen für Renaturierungen von Uferabschnitten entlang des 367 Kilometer langen Neckars ausgelöst wurden. „Die damalige Investition von umgerechnet rund einer 1 Mio. Euro an Sach- und Geldspenden hat seitdem vielfache Renditen in Form erlebbarer Natur gebracht“, sagte beim Jubiläums-Treffen Claus-Peter Hutter und dankte den Förderern sowie Bürgermeister Klaus Warthon für ihre Unterstützung. Wie Hutter berichtete, habe die Natur schnell vom neu geschaffenen Refugium Besitz ergriffen. Viele Spaziergänger und Ausflügler sowie Radfahrer am beliebten Landesradweg steuern heute das Neckarparadies gezielt als an eine Naturerlebnis-Etappe an. Hier können von der behindertengerechneten Beobachtungsplattform aus, ohne dass die Natur gestört wird, immer wieder auch seltene Arten wie Nachtreiher, Gänsesäger und zur winterlichen Zugzeit sogar Eisenten beobachtet werden. Bürgermeister Klaus Warthon bezeichnete das Neckarparadies als eine fest ökologische Größe seiner Gemeinde. Hutter forderte nachdrücklich die Anlage weiterer Naturerlebniswelten, wie es in größerem Umfang auch mit dem nach dem Neckarparadies realisierten Naturareal „Zugwiesen“ bei Ludwigsburg-Poppenweiler gelungen sei. Dort hat die Stiftung NatureLife-International die Errichtung der viel besuchten Beobachtungsplattform ermöglicht. „Die erfolgreichen Renaturierungen „Neckarparadies“ und „Zugwiesen“ zeigen, dass für die Natur etwas getan werden kann, wenn man nur will“, erläuterte Hutter und forderte die Einrichtung weiterer Naturerlebnisräume entlang des Neckars. Diese seien nicht nur ein Beitrag zur Verbesserung der landschaftsökologischen Situation sondern bedeuten konkrete Standortsicherung für den Wirtschaftsraum durch grüne Infrastruktur. Maßnahmen zur Umgestaltung dürften sich nicht länger nur auf Freizeitanlagen beschränken; vielmehr als bislang sei es erforderlich mehr Naturrefugien zu schaffen. „Auf Sitzstufen, wie sie allenthalben gebaut werden und in Biergärten nisten nun mal keine Eisvögel“, so der NatureLife-Präsident. Die Metropolregion entlang der Achse Tübingen, Esslingen, Stuttgart, Ludwigsburg und Heilbronn mit ihren über 3 Mio. Einwohnern benötige dringend weitere Großschutzgebiete am Fluss, weil die jetzigen Areale weder für die Tier- und Pflanzenwelt noch für die erholungssuchende Bevölkerung ausreichen.