Die Ökosysteme brechen ein - massive Rückgänge bei Schmetterlingen und anderen Insektenarten


NatureLife-International ruft zu schnellen und wirksamen Gegenmaßnahmen auf

Viele von uns kennen noch die mit Fliegen, Käfern und anderen Insekten vollgespritzten Autoscheiben nach einer Fahrt im Sommer und insbesondere  in warmen Sommernächten. Heute bleiben die Scheiben nahezu sauber. Am Sommerflieder tummelten sich noch vor wenigen Jahren hunderte Bienen, Falter, Hummeln und Schwebfliegen - heute wissen viele Kinder nicht mehr wie ein Pfauenauge aussieht.

Grund dafür ist der massive Einbruch der Populationen bei Schmetterlingen, Bienen, Käfern und anderen Fluginsekten. „Was die Autofahrer vielleicht freut, gibt Anlass zu aller größter Besorgnis. Unsere Ökosysteme brechen zusammen und stellen damit ihre Wohlfahrtswirkungen ein“ so Naturschutzexperte Conrad Fink von der Umweltstiftung NatureLife-International. Diese Kleintiere fungieren nämlich als Bestäuber von Nahrungs- und Blütenpflanzen, die ohne sie keine Früchte mehr ausbilden oder sich nicht mehr vermehren. Viele Insekten dienen in der Natur dem Abbau von organischen Stoffen wie Laub, Holz oder Kadavern und lockern den Boden. Diese Tiergruppe kontrolliert sich gegenseitig und verhindert so Massenvermehrungen von Schädlingen, die zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden führen können betont Fink.

Das sind nur einige Funktionen, die uns durch den Einbruch der biologischen Vielfalt verloren gehen. NatureLife-International, Stiftung für Umwelt, Bildung und Nachhaltigkeit hat deshalb eine Kampagne für den Schutz der Schmetterlinge gestartet. In einem bundesweiten Aufruf appelliert NatureLife an die Politik, Wirtschaft und alle gesellschaftlichen Gruppen sich des ernsten Themas anzunehmen und den Niedergang dieser Tiergruppe und damit vieler auf Insekten angewiesenen anderen Tierarten wie etwa Vögel zu stoppen.

In Deutschland gab es ursprünglich 3 700 Arten verschiedener Schmetterlinge. Sie sind den Menschen durch ihre Vielfalt und Farbenpracht besonders nah. Innerhalb von 20 Jahren ist alleine in Europa die Hälfte der Wiesen-Schmetterlinge verschwunden so NatureLife in einer Pressemitteilung. Die Umweltstiftung verweist auf eine Untersuchung der Europäischen Umweltagentur (EUA). Etwa 80 Prozent der Schmetterlingsarten sind danach hochgradig bedroht. Das Bundesumweltministerium spricht von einem verheerenden Insektensterben in Deutschland.

Für die Abnahme der Schmetterlingshäufigkeit sind vor allem die Veränderungen der Agrarlandschaft entscheidend. Die Umstellung großer Teile der Landwirtschaft auf Maisanbau und die damit verbundene Überdüngung durch große Stickstoff-Über-schüsse bedeuten für zahlreiche Nahrungspflanzen von Schmetterlingen das Aus. In den neuzeitlichen Pflanzenbeständen herrscht ein für Schmetterlinge abträgliches feuchtkühles Bodenklima Die giftige Wirkungen von Chemikalien, welche auf die Felder ausgebracht werden,  kommt noch hinzu.  Straßen- und Wegränder sind oft überdüngt oder  werden zu häufig gemäht, so dass Blütenpflanzen selten oder gar nicht mehr ausblühen oder versamen können. Auch das Verschwinden artenreicher Grünanlagen und Gärten, die Lichtverschmutzung oder der Einsatz von Pestiziden in den Städten tragen zum Rückgang der Schmetterlinge bei, so Conrad Fink, NatureLife-International. Es fordert deshalb schnelle und wirksame Maßnahmen zur Wiederherstellung und Erhaltung lebensfreundlicher Landschaften in welchen Schmetterlinge und andere Tierarten überleben können. Dies betrifft insbesondere unsere Landnutzer und die politisch Verantwortlichen, aber auch Kommunen und sogar jeder einzelne Bürger könne etwas für die Erhaltung und Wiederherstellung der Artenvielfalt beitragen.

Bauern, welche sich dem Erhalt der biologischen Diversität verpflichten, sollen staatliche Unterstützung erhalten, so NatureLife. Hingegen dürfe umweltschädigende Landwirtschaft nicht mehr durch den Steuerzahler subventioniert werden.  Wichtig sei der Schutz und die Erhaltung von Lebensräumen in der Agrarlandschaft, die Extensivierung von Grünlandflächen sowie die Erhaltung und Ausbildung von Ackerrainen und Blühstreifen entlang von Äckern.

Im Forst sollen diese Empfehlungen Beachtung finden: Erhaltung und Pflege von Weichhölzern in den Waldmänteln. Schaffung von Flächen, auf denen historische Waldnutzungsformen gefördert werden. Mahd von Wegrainen im Wald erst im Herbst. Zurückdrängung von Neophyten und gebietsfremder Arten auf Sonderstandorten und gesetzlich geschützten Biotopen.

Auch die Städte und Gemeinden sollen verstärkt ihrer Verpflichtung zur Erhalt der biologischen Vielfalt nachkommen. Sie können artenreiche Wiesen mit Nahrungspflanzen für Schmetterlinge anlegen und öffentliche Grünflächen umweltgerecht pflegen. Die Förderung heimischer Laubhölzer im öffentlichen Grün und im Straßenbegleitgrün sei eine wirksame Hilfsmaßnahme für Schmetterlinge. Bei der Nachverdichtung der Stadtzentren sei Augenmaß gefordert auch soll die vielerorts übertriebene Beleuchtung reduziert und Anreize für „Schmetterlings-Gärten“ geschaffen werden.

Von den Maßnahmen zum Erhalt der Schmetterlinge und anderer bedrohter Arten profitieren nach Angaben von NatureLife auch wieder andere Tierarten So stellen die Insekten eine wichtige Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl an Tiergruppen wie Vögeln, Fledermäusen, Amphibien und Reptilien dar und sind damit ein unersetzliches Glied in der Nahrungskette.