C.-P. Hutter widmet sein neuestes Buch den deutschen Weinbaugebieten
„Heimat des Weines – Weinberge, Reben und Regionen“ ist ein Plädoyer zur Erhaltung uralter Kulturlandschaft
Buchpremiere am Königshäusle im Mundelsheimer Käsberg
Stuttgart / Mundelsheim. Besser hätte der Ort nicht gewählt sein können. Denn die Premiere des neuesten Buches von Claus-Peter Hutter mit dem Titel „Heimat des Weines – Weinberge, Reben und Regionen“ fand am Königshäusle des Weingutes „Herzog von Württemberg“ in Mundelsheim statt. Und so bildeten die archaischen Weinbauterrassen mit ihren kunstvoll aufeinandergeschichteten Trockenmauern, sorgsam gepflegte Weinreben und der scheinbar träge dahin fließende Fluss der markanten Mundelsheimer Neckarschlaufe die ideale Kulisse für das Thema Heimat des Weines. Prominente Premieregäste waren unter anderem Michael Herzog von Württemberg und der Leiter der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg, Dr. Günter Bäder sowie die Landtagsabgeordneten Daniel Renkonen und Fabian Gramling.
„Das Buch „Heimat des Weines“ ist ein faszinierendes Porträt unserer bedeutenden Weinkulturlandschaften und zeugt von echter Heimatliebe‘“ so S. K. H. Michael Herzog von Württemberg in seinem Grußwort. Er unterstrich, dass sich das Haus Württemberg verpflichtet fühle, gerade traditionelle Lagen wie am Mundelsheimer Käsberg oder beim Weltnaturerbe Kloster Maulbronn sowie in Untertürkheim und im Remstal zu erhalten. Dr. Günter Bäder, Leiter der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg bezeichnete das Buch bei der Premiere als ein Schaufenster, das einlade, die vielfältige Welt des Weinbaus außerhalb der Keller, Verkaufsräume und Weinstuben zu entdecken. Bäder ging außerdem auch auf die Erfolge des umweltschonenden Weinbaus ein und unterstrich, dass hier Baden-Württemberg eine ganz wichtige Vorreiterrolle übernehme.
Claus-Peter Hutter, Präsident der Umweltstiftung NatureLife-International und Buchautor, bezeichnet die Steillagen als „steinerne Kathedralen des Weinbaus“ und „Machu Picchu des Neckartales“. Nicht nur diese historischen, in der jetzigen Form rund tausend Jahre alten Weinberghänge entlang von Neckar und Enz werden im jetzt im Stuttgarter Kosmos Verlag erschienenen Buch „Heimat des Weines“ porträtiert, sondern alle 13 Weinbaugebiete in Deutschland. „Im Gegensatz zu den vielfach in Buschland übergegangenen Terrassenweinbergen entlang von Rhein, Mosel, Nahe und Ahr“ habe man hier in Württemberg noch die einmalige Situation, dass die Wengerter die für Natur und Kultur so bedeutsamen Hänge bis auf wenige Stellen offen gehalten haben. „Doch die Zeitbombe des Verfalls tickt,“ sagte Hutter bei der Buchvorstellung und begrüßte die von der neuen Landesregierung angekündigte, stärkere finanzielle Förderung des Steillagenweinbaus. Jetzt gelte es, zeitnah unbürokratische Wege zu finden, wie die Hilfe auch bei den Wengertern und damit direkt in der Landschaft ankomme, forderte Hutter. Seiner Ansicht nach verbleibt nur noch ein Zeitfenster von zehn bis fünfzehn Jahren dann werde ohne entsprechende Maßnahmen der Gesellschaft der Generationenwandel und der verschärfte internationale Wettbewerb im Weinbau dafür sorgen, dass terrassierte Weinberge nicht mehr bewirtschaftet und die immer wieder sanierungsbedürftigen Mauern nicht mehr repariert werden. Schließlich könne niemand verlangen, dass die Weingärtner mit einem rund sechsfachen Aufwand Mauern und Terrassen wegen deren Bedeutung für die Kulturlandschaft sowie als wertvolle Lebensräume selten gewordener Tiere und Pflanzen wie Weinraute, Färberkamille, Mauereidechse, Schlingnatter und Schwalbenschwanz-Falter bewirtschaften.
Einmalige Chance – nur kleines Zeitfenster
Hutter: “Die Herausforderungen sind groß aber die Chancen einmalig; die kommen nie wieder.“ Deshalb gelte es auch seitens des Naturschutzes Bereitschaft für neue Wege zu zeigen und nicht starr bis auf den letzten Quadratzentimeter unveränderlich an jeder Mauer-Struktur festzuhalten. „Es kommt darauf an, was für Mensch und Natur übrig bleibt“ argumentiert Hutter und gibt zu bedenken, dass ansonsten wertvollste Kulturlandschaft und Heimat zwar geschützt ist, aber deren Tieren und Pflanzen bei Aufgabe der Bewirtschaftung die Lebensräume fehlen. Bester Beweiss für sinnvolle Landschaftseingriffe die letztlich Kulturlandschaft sichern, ist für Hutter der Käsbergweg. Ohne dessen Anlage würden die landschaftsprägenden Steilhänge am Mundelsheimer Neckarbogen wohl zum Teil nicht mehr bewirtschaftet. Andererseits sei der Weinbau gefordert, mehr als bislang Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. So müssen die Chancen genutzt werden um in den während der 70er- und 80er-Jahre flurbereinigten Weinbaugebieten wieder mehr Natur einziehen zu lassen. Es sei schon einiges erreicht worden durch die Begrünung der Weinberge und die Reduktion beziehungsweise den weitgehenden Verzicht auf Insektizide. Doch noch immer würden landschaftliche Strukturen wie Einzelbäume, Kräuterstreifen und Hecken fehlen. „Neben den Obstwiesen stellen Weinberge in den klimatisch besonders verwöhnten Regionen Deutschlands und Europas ein besonderes Natur- und Kulturerbe dar“ betont der Buchautor. Doch trotz einem erfreulichen Weintourismus und extra geschulten Weinerlebnisführern sei viel zu wenig über den Weinberg als Lebensraum, den typischen Tieren und Pflanzen sowie der bis in die Römerzeit zurückreichenden Geschichte sowie letztlich der verschiedenen Landschaftsräume, deren Geologie und die Eignung für unterschiedliche Traubensorten bekannt.
Ein Buch um Weinregionen neu zu entdecken
Das Buch „Heimat des Weines – Weinberge, Reben und Regionen“ lade deshalb dazu ein, die Weinwelt in ihrer Gesamtheit zu entdecken und zu erleben. Denn direkt vor Ort sei dies dank vieler überregionaler und regionaler Weinwanderwege jederzeit möglich. „Es lohne sich immer wieder, ausgetretene Pfade zu verlassen und auch stille Weinwinkel und Naturrefugien zu erkunden;“ betonte Birgitta Barlet vom renommierten Kosmos Verlag, in dem Hutters neues Buch jetzt erschienen ist. Auf 190 Seiten stellt der Autor mit spannenden Texten und Geschichten sowie über 270 Farbfotos alle 13 deutschen Weinbaugebiete vor. Ob Hutters Weinheimat Württemberg, das benachbarte Baden oder Mosel, Saale-Unstrut, Mittelrhein oder Ahr; jeweils wird auf die besondere kulturelle Situation sowie auf die jeweils typische Landschaft sowie deren Tier- und Pflanzenwelt eingegangen. Spezielle Steckbriefe geben einen Überblick zu Geographie und Klima, Geologie und Böden, den wichtigsten angebauten Rebsorten sowie entdeckenswerten Naturhighlights und kulturelle Highlights. Sonderseiten stellen mit über 70 Porträts bemerkenswerte Tiere und Pflanzen dar. So gibt es etwa ein Kapitel mit dem Titel „Weinberg – lebendiger Jurrasic Park“ in dem auf Reptilien eingegangen wird oder das Kapitel „Verführerische Früchtchen“ das die einst typischen Weinbergbegleitpflanzen wie Quitte, Mandelbaum und andere vorstellt. Aber auch Weinbergkräuter sowie die typische Vogelwelt vielfältiger Weinbaugebiete werden porträtiert. Ergänzt wird das Ganze mit einem Rebsorten-ABC mit über 50 der für Deutschland wichtigsten und bemerkenswertesten Traubensorten. Um die kulturelle Bedeutung des Weinbaus zu unterstreichen, hat Hutter jedem Kapitel ein Zitat von Dichtern und Denkern vorangestellt, die entweder im jeweiligen Weinbaugebiet gelebt und gewirkt oder dieses zumindest besucht haben.
Claus-Peter Hutter: „Heimat des Weines – Weinberge, Reben und Regionen“, 192 Seiten, 270 Farbfotos, Kosmos Verlag, Stuttgart, 25, - Euro, ISBN: 978-3-440-14604-0