Projektpartnerschaft will Wasserbüffel ins Bottwartal bringen
Ludwigsburg/Großbottwar/Steinheim. Nur 2,5 Kilometer Luftlinie von dem Ort entfernt, an dem 1927 in einer Kiesgrube die Hörner des prähistorischen Wasserbüffels mit dem wissenschaftlichen Namen Bubalus murrensis (benannt nach dem Fundort an der unteren Murr) entdeckt wurden, könnten schon bald die verwandten Nachfahren der Tiere wieder grasen. Dies ist das Ziel eines Naturschutz-Modellprojektes, das eine Projektgemeinschaft um den Großbottwarer Landwirt Andreas Weigle mit Unterstützung der Umweltstiftung NatureLife-International, der Stiphtung Christoph Sonntag und namhaften Experten aus Wissenschaft, Landwirtschaft und Naturschutzpraxis unter der Schirmherrschaft von Landrat Dr. Rainer Haas entwickelt hat. Das Projektgebiet befindet sich beiderseits der Bottwar zwischen Großbottwar und Steinheim-Kleinbottwar.
„Das Beweidungsprojekt soll auf der Basis vieler positiver Erfahrungen, die mit dem Einsatz von Wasserbüffeln in der Landschaftspflege an über zwei Dutzend Orten in Baden-Württemberg und Deutschland gewonnen wurden, praktischen Naturschutz, modernes Landschaftsmanagement, Heimatbewahrung und Naturerlebnis sowie Tourismus verknüpfen“, so Claus-Peter Hutter, Präsident von NatureLife-International. Die Stiftung engagiert sich seit Jahren für die Biotopvernetzung im Raum Neckar-, Murr- und Bottwartal und war unter anderem an der Einrichtung der beliebten Naturerlebniswelt „Schäferwiesen“ mit dem Beobachtungssteg am Radweg zwischen Kleinbottwar und Großbottwar - gemeinsam mit dem Lions Club Bottwartal - beteiligt. Mit der Stiphtung Christoph Sonntag habe man einen idealen Partner im Boot, da es Christoph Sonntag und sein Team mit der Revitalisierungsaktion für den Max-Eyth-See geschafft hätten, zuvor selbst von Fachleuten kaum für möglich gehaltene Lösungen für eine Frischwasserzufuhr zum Max-Eyth-See zu entwickeln, unterschiedlichste Partner zu gewinnen und das Projekt als Beitrag für Mensch und Natur auch zu realisieren.
„Eine Beweidung mit Wasserbüffeln erschien mir eine interessante Alternative zur bisherigen maschinellen Pflege zu sein. Sollte es gelingen, den Wasserbüffel im Landkreis nach über 250 000 Jahren wieder weiden zu sehen, wäre dies sicherlich eine Bereicherung für Mensch und Natur“, betonte Landrat Dr. Rainer Haas bei der Vorstellung des Projektes. Vorgesehen ist jetzt, dass auf der nahezu komplett dem Land Baden-Württemberg gehörenden Fläche eine Herde aus etwa sechs bis acht Wasserbüffeln „aktive Landschaftspflege mit Biss“ praktiziert. Die Initiatoren erwarten durch die Tätigkeit der Tiere eine Optimierung des Lebensraumes, so dass auch selten gewordene Arten wie Bekassine, Kiebitz, Gelbbauchunke und andere Tiere wieder einen Lebensraum finden.
Ideale Bedingungen für die Wasserbüffel
Wasserbüffel werden schon seit Jahrhunderten in Europa gehalten; am bekanntesten ist wohl als Produkt der italienische Mozzarella, der ebenfalls aus der Wasserbüffelhaltung stammt. Solchen wird es im Bottwartal allerdings nicht geben, weil dafür die Herde zu klein ist. Jedoch soll das Projektmanagement zu einem Teil auch aus dem Verkauf des hochwertigen Büffelfleisches finanziert werden. „So kommen Kulturlandschaft und Kulinaristik, Naturbewahrung und Naherholung zusammen“, betonen Christoph Sonntag und Claus-Peter Hutter. Für die Tiere selbst sind die Bedingungen der Bottwaraue bestens geeignet. Wegen ihres besonderen Verdauungssystems können Wasserbüffel große Mengen an Grob- und Rauhfutter zu sich nehmen und dieses energetisch umsetzen. So können die Tiere auch aus sogenanntem minderwertigem Futter wie Wasser- und Sumpfpflanzen Nährstoffe gewinnen.
Im Gegensatz zum moderneren Rind sind Wasserbüffel deshalb für eine extensive Haltung auf entsprechenden Futterstandorten besonders gut geeignet. Sie zeichnen sich durch eine hervorragende Aklimatisierungsfähigkeit aus, zudem verfügen sie über einen betont freundlichen, gutmütigen und friedfertigen Charakter.
Die Beweidung mit Wasserbüffeln soll nach Angaben der Initiatoren abwechselnd auf verschiedenen Flächen zu beiden Seiten der Bottwar erfolgen; ausgenommen werden der alte Mühlgraben und solche Bereiche, die aus Naturschutzgründen nicht beweidet werden sollten. Zur Straße und zum Radweg hin sollen die erforderlichen, flexiblen Elektrozäune fünf bis zehn Meter Abstand haben. Zum Schutz vor starkem Regen, evtl. Schnee und kaltem Wind wird ein zugdichter Unterstand benötigt, der auch mit Stroh ausgelegt werden kann.