Landlust - Eine Zukunft für Blütenparadiese

Abermillionen weiße und rosa Blüten verwandeln dieser Tage die Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Zwetschgenbäume der Obstwiesen überall in Deutschland wieder zu herrlichen großen Blumengebinden. Doch die Obstwiesen mit ihren hochstämmigen Bäumen sind zu Sorgenkindern geworden, weil viele Bestände nicht mehr gepflegt werden und zahlreiche Obstwiesen infolge von Baulandumlegungen und Straßenbauten verschwunden sind.

Allein in Baden-Württemberg – dem Obstwiesenland Nummer eins in Europa – haben sich seit 1965 die Bestände quasi halbiert. Im Äppelwoi-Land Hessen gingen gar 85 Prozent der früheren Obstwiesen verloren. „Doch statt ständig weiter zu lamentieren ist reagieren angesagt. Wir brauchen ein neues Image für die Obstwiesenwelt“, sagt Claus-Peter Hutter, Präsident der Umweltstiftung NatureLife-International. Er sieht in der tiefen Sehnsucht der Menschen nach Natur und dem wachsenden Trend zum Selbstgemachten große Chancen, die Obstwiesen als Früchte- und Naturparadies zu retten. Hutter fordert mit dem jetzt erschienenen Aktionsbuch „Obstwiesen – Ein Naturparadies neu entdecken“ eine Kehrtwende vom dogmatischen Naturschutz hin zu einer neuen Landlust.

„Wir müssen deutlich machen, dass Obstwiesen nicht nur mit Mühe und Arbeit verbunden sind, sondern in oft hektischen Zeiten körperlichen und geistigen Ausgleich, vielfache Naturerlebnisse und eine unvergleichliche Früchtevielfalt liefern, mit denen das Industrieobst nicht konkurrieren kann.“, so Hutter. Es reicht nicht, wenn man die Besitzer der Obstwiesen – allein in Baden-Württemberg gibt es immerhin noch annähernd 10 Millionen hochstämmige Obstbäume – mit dem Hinweis auf Grünspecht und Gartenrotschwanz auffordert, Omas und Opas Wiesen zu pflegen. „Wenn wir die Menschen, welche diese Grundstücke seither bearbeiten, mehr in den Mittelpunkt stellen, dann profitiert ganz automatisch auch die Natur, und junge Leute bekommen wieder Interesse, selbst Bäume zu pflegen und Blumenwiesen zu erhalten“, betont NatureLife-Präsident Hutter. Dann wird aus dem Arbeitsfrust früherer Generationen automatisch die Freude an der eigenen Arbeit im Freien, die es locker mit jedem Training in einem Fitnessclub aufnehmen kann. Mehr denn je ist ein Generationendialog und neue Landlust für die ganze Familie angesagt. Die Arbeit der Obst- und Gartenbauvereine und der Streuobstinitiativen in Deutschland sind hierbei wegweisend bei der Bewahrung einmaliger Kulturlandschaften und der Heranführung von Jugendlichen an den fachgerechten Umgang mit dem Natur- und Kulturprodukt Obstgarten. „Mit Bildern vom Latzhose tragenden Opa und der gebückt in der Arbeitsschürze das Obst auflesenden Oma kommen wir einfach nicht weiter“, unterstreicht Hutter und will mit der NatureLife-Kampagne die Obstwiesen als Fitnessclub im Freien, dem eigenen Bioladen, der Arche Noah der Kulturlandschaft, dem Naturspielplatz für die Hobbygärtner von Morgen und einem Ort für unvergleichlichen Generationendialog ein neues Image eines von allen geliebten, aber oftmals vernachlässigten Lebensraumes werben. C.-P. Hutter: „Wenn jemand heute Bäume schneidet, gibt er symbolisch Uroma oder Uropa oder gar fremden Menschen die Hand. Und wer heute junge Bäume setzt, reicht die Hand an kommende Generationen weiter“.

Buchtipp: Obstwiesen – Ein Naturparadies neu entdecken

Von Claus-Peter Hutter

Erschienen als Jubiläumsbuch „111 Jahre Natur bei KOSMOS“ – KOSMOS Verlag, Stuttgart

144 Seiten – ISBN-13: 978-3-440-14030-7 – EUR 16,99

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